Casinos Baden-Württemberg stehen vor ungewisser Zukunft
In Baden-Württemberg gibt es drei Casinos. In Stuttgart, Baden-Baden und Konstanz. Vereint sind die Casinos durch das Land unter dem Dach der Spielbanken GmbH & Co. KG. Seit 2006 vermeldet der Dachbetrieb stark rückläufige Zahlen: In den Jahren bis 2013 gingen die Bruttospielerträge um fast 50 Prozent zurück. Vor allem bei den Spielautomaten. Die Besucherzahlen gingen um 30 Prozent zurück.
Chef der drei Spielbanken ist Otto Wulferding. Er beklagt im Gespräch mit den Stuttgarten Nachrichten den schwierigen Wettbewerb. Der größte Teil der Spielbank-Erträge fließt in den Haushalt des Landes Baden-Württemberg – in den Kultur und Denkmalschutz. 2010 lag die Summe hier noch bei 34,63 Mio Euro. 2013 waren es nur noch 31,8 Mio Euro. Der Trend aus dem „Ländle“ spiegelt sich auch im Rest von Deutschland wider. Der Bruttospielertrag der 65 staatlich konzessionierten Spielbanken sank zwischen 2007 und 2013 von 923 auf 523 Millionen Euro.
Drei Gründe sollen laut Wulferding vor allem für den Niedergang verantwortlich sein: die illegale Konkurrenz im Internet, die legale Konkurrenz der Spielhallen und das Rauchverbot. Das seit 2007 geltende Rauchverbot habe den Casinos große Verluste beschert, da viele Spieler an den Tischen gerne eine Zigarre oder Zigarette genießen. Am PC zu Hause könne jeder qualmen so viel er wolle. Hinzu kommen am PC Anonymität und schnelle Verfügbarkeit. In Europa sollen jährlich 100 Milliarden Euro mit Online-Glücksspielen wie Poker, Bingo oder Baccara umgesetzt werden. Der Großteil dieser Summe stammt aus Deutschland, obwohl Online-Glücksspiele laut Staatsvertrag eigentlich verboten sind. Doch die Anbieter sitzen alle im Ausland und können nur schwer belangt werden.
Hinzu kommen rund tausend Spielhallen mit ihren über 15.000 Glücksspielautomaten. Alleine in einer Stadt wie Kehl gibt es 500 Automaten, genauso viele wie in allen drei baden-württembergischen Casinos zusammen. Die Spielhallen setzen jährlich mehr als vier Milliarden Euro um. Sie kommen ohne Lizenz aus und brauchen nur einen Gewerbeschein sowie die Erlaubnis der Kommunen. Und die Kommunen freuen sich über die Vergnügungssteuer für den Haushalt. Die Casino-Betreiber ärgern sich über die ungleiche Behandlung. In vielen Spielhallen können Spieler schon ab ihrem 18ten Lebensjahr zocken. Für die Casinos müssen sie 21 sein. Auch müssten Casinos viel strengere Sozialkonzepte zur Prävention von Glücksspielsucht erfüllen. Die Spielhallenbetreiber halten dagegen: in ihren Häusern gäbe es ein Alkoholverbot. Zudem sei der maximale Verlust auf 80 Euro pro Stunde begrenzt.
Ende 2015 laufen die Konzessionen für die drei Spielbanken in Baden-Württemberg aus. Bis zum 16. Juli konnten sich Interessenten aus ganz Europa für die Lizenzen bewerben. Wie viele Bewerbungen eingegangen sind, ist bisher nicht bekannt. Vor dem Frühjahr 2015 soll keine Entscheidung fallen. Nur eine Sache ist schon entschieden: es wird keinen vierten Standort geben. Eine geplante Spielbank in Mannheim wird nicht entstehen.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten